Jahresbericht 2017

Jahresbericht 2017 der Hospizgruppe Vaihingen an der Enz

Die Vaihinger Hospizgruppe arbeitet nun im 20. Jahr. Im Dezember wurden drei Frauen und ein Mann für die Mitarbeit in der Hospizgruppe beauftragt. Aktuell arbeiten 18 Ehrenamtliche in der Hospizgruppe mit.

Begleitungen

2017 wurden 36 Personen (12 Männer und 24 Frauen) begleitet, 19 im Karl-Gerokstift, 5 im Kursana-Domizil, 2 im Haus im Schlösslesgarten und 10 ambulant, davon 3 in Oberriexingen. Insgesamt wurden 756 Einsatzstunden geleistet, davon 99 nachts.

Im Gegensatz zu 2016, als es im Frühjahr eine große „Flaute“ gab, wurde die Gruppe 2017 jeden Monat mehr oder weniger oft angefragt. 2018 gab es bisher 9 Begleitungen, 2 Männer und 7 Frauen, 7 Personen davon sind verstorben.

Gruppentreffen

Die Gruppenmitglieder treffen sich einmal im Monat. Sie besprechen Organisatorisches, tauschen sich über die Einsätze aus und beschäftigen sich mit verschiedenen Themen. Dreimal gab es eine Supervisionssitzung. Wie schon 2016 gibt es auch im März 2018 wieder eine interne Fortbildung mit der Supervisorin in Hohenwart.

Vom Karl-Gerok-Stift wird die Hospizgruppe jedes Jahr im Dezember zum Austausch mit der Pflegedienstleitung und den Bereichsleitungen eingeladen, was den Einsätzen dort sehr zugute kommt.

Im Juli 2017 lud der Krankenpflegeverein die Hospizgruppe zum Ausflug nach Markgröningen ein, ein herzliches Dankeschön dafür!

Kooperation mit der Hospizgruppe Sachsenheim

Mit der Hospizgruppe Sachsenheim gibt es eine Kooperationsvereinbarung: Wir nehmen die Dienste der Palliativ-Care-Fachkraft in Anspruch und geben unsere Einsatzstunden in einen gemeinsamen Pool zur Beantragung der Fördermittel. Die kommen dann auch wieder der Sachsenheimer Gruppe zugute.

Im Oktober 2017 gab es mit der Sachsenheimer Gruppe einen Ausflug mit Stadtführung und Essen nach Bönnigheim.

Trägerkreis

Der Trägerkreis trifft sich jährlich zur Beratung der anstehenden Fragen und zum Beschluss des Finanzplanes. Dank der inzwischen verlässlich fließenden Zuschüsse der Krankenkassen und großzügiger Spenden (2017: 5.400 Euro) steht die Hospizgruppe auf einer soliden finanziellen Basis.

Einsatzleitung

>Nach wie vor sind Margarethe Wagner (Ehrenamtspauschale) und Mechthild Winkler (5 Std./ Woche) als Einsatzleiterinnen angestellt. Sie nehmen die Anfragen entgegen, machen die Erstbesuche und koordinieren die Einsätze. Darüber hinaus bereiten sie die Gruppenabende vor und gestalten sie (in Kooperation mit den Fachkräften der Gruppe Sachsenheim) und stellen die Arbeit der Hospizgruppe in der Öffentlichkeit vor.

Ausblick 2018

In diesem Jahr wird das 20jährige Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert. Der Jubiläumsabend ist am Samstag, 06.10.2018 in der Peterskirche.

Erlebnisse und Erfahrungsberichte

Im Folgenden einige Erlebnisse und Erfahrungsberichte:

  • Einen ALS Patienten begleiteten wir 3 ½ Monate. Für die Ehefrau war es beruhigend zu wissen, dass ihr Mann nicht alleine ist. Durch Gespräche mit ihr konnten wir ihr manche Hilfestellung geben und sie auch gedanklich anstoßen.

  • Einen Patienten mit Hirntumor begleiteten wir 6 ½ Monate 2 x in der Woche.

    Eine Mitarbeiterin berichtet: Ich habe ihm erzählt, dass ich meinem 4-jährigen Enkel den irischen Segenswunsch vorgesungen habe. Darauf meinte der Junge nach einigem Überlegen, dass der Gott doch viele Muskeln haben muss, wenn er alle in seiner Hand halten will: mindestens 100 Muskeln. Der Betreute, der sich zu diesem Zeitpunkt nur sehr schwer äußern konnte, lachte so, dass sein ganzer Körper bebte.

    Die Ehefrau hätte sich andere Hilfe finanziell leisten können. Sie war aber über unseren Einsatz so dankbar, unsere Verlässlichkeit stützte sie sehr. (sehr großzügige Spende)

    Durch diesen Einsatz wurden wir angestoßen, uns mit dem Thema „Medikamentengabe“ zu beschäftigen. Dieses Thema trieb uns einige Zeit um, bis wir alle, nochmal durch Frau Augenstein beleuchtet, zu dem Entschluss kamen, dass wir keine Medikamente geben.

  • Ein Sohn lebte mit seiner sterbenskranken Mutter zusammen. Er war sehr bemüht, wollte für seine Mutter alles recht machen, war aber auch hilflos. Wir konnten ihn hier durch Gespräche und unser Dasein stützen und ihn zum Schluss auch dazu bringen, einfach mal neben seiner Mutter zu sitzen und mit ihr, zu ihr zu sprechen.

  • Ein Mann hatte seine Mutter im Pflegeheim. Er vergötterte sie schier, erzählte mir, was sie alles für ihn getan habe. Er konnte es nicht ertragen, sie so im Abbauprozess zu sehen. Er besuchte sie deshalb nicht so oft. Wir konnten ihm deutlich machen, dass es für seine Mutter gut ist, wenn er bei ihr ist und mit ihr, zu ihr spricht. Er schaffte es zum Schuss, zu ihr zu gehen und sagte zu einer Mitarbeiterin, wie froh er darüber sei, dass er sie jetzt doch begleiten konnte.

  • Bei einem Patienten war ich nur 1 x mit einer Mitarbeiterin. Die Tochter hatte uns gerufen. Die Ehefrau wollte es noch nicht wahrhaben, dass ihr Mann sterben würde. Wir sprachen im Beisein der Tochter mit der Ehefrau über Sterben und Tod. Als wir gingen, hatten wir den Eindruck, dass die Ehefrau dem Tod wohl bald zulassen würde. Nach vier Tagen verstarb er.

  • Ein Patient war 82 Jahre. Er war das Leben wortwörtlich leid. Er war Diabetiker, hatte Herzinsuffizienz, einen Lebertumor, die Prostata sollte operiert werden und er musste zur Dialyse. Er verweigerte das Letztere. Es war für ihn nicht so einfach, den Arzt, das Pflegepersonal und die Angehörigen davon zu überzeugen. Er musste unterschreiben und wurde aufgeklärt, wie sein Sterben sein könnte. Er kämpfte, verweigerte das Essen, trank nur selten ein Schlückchen. Er war dankbar, dass wir kamen. Wir waren „nur“ einfach für ihn da, „gingen“ mit ihm ein Stück seines letzten Weges und hielten mit ihm seine schwere Situation aus.

  • Eine Frau mit Hirntumor kam ins Pflegeheim. Das Pflegepersonal rief uns mit Einverständnis der Angehörigen. Die Frau schrie, sprach laut von Tod und schrecklichen Gestalten. Nachdem wir 2 – 3 Mal mit ihr gesprochen hatten, sie einfach erzählen ließen, wurde es besser. Die Pfleger sagten, wir seien ihre Rettung gewesen. Wir besuchen sie nun noch 1x in der Woche, wenn wir können.

  • Im Februar 2017 begannen wir die Begleitung einer persönlichen Freundin einer Mitarbeiterin. Nachdem diese Begleitung in den ersten Monaten lediglich von dieser Mitarbeiterin abgedeckt werden konnte, wechselten wir uns in den letzten Monaten ab, entlasteten die Angehörigen und waren ein wichtiger Gesprächspartner für die geschwächte und an vielen körperlichen und seelischen Problemen leidende Frau. Oder wir waren einfach da, um mit ihr die oft schier unerträgliche Situation auszuhalten. Es war bewegend und teilweise tief ergreifend, diesen Leidensweg, dieses Auf und Ab der gesundheitlichen Situation und gleichzeitig dieses tiefe Gottvertrauen, das auch immer wieder von Zweifeln geschüttelt wurde, und die tiefe Sehnsucht nach der himmlischen Heimat mitzuerleben. Im Juli durfte sie dann endlich "heimgehen" zu ihrem geliebten Mann und ihrem Vater im Himmel.

  • Wir haben viele wichtige und gute Gespräche mit den Angehörigen geführt, sie z. B. ermutigt, zu ihren Entscheidungen im Sinne der Sterbenden zu stehen oder in einem anderen Fall den ärztlichen Notdienst zu Hilfe zu rufen. Für Angehörige ist es sehr hilfreich, einen Gesprächspartner zu haben, der eine gewisse Erfahrung und Gelassenheit im Umgang mit Tod und Sterben hat und der manchmal den Blick auf den nötigen nächsten Schritt lenken kann. Die Angehörigen müssen keine Angst haben, bei Gesprächen über Tod und Sterben, dieses Tabuthema anzuschneiden.

Eine Mitarbeiterin berichtet:

  • Der Betreute lag immer mit einem freundlichen Gesichtsausdruck im Bett und genoss sichtlich, wenn er nicht alleine war. Ganz besonders strahlte er, als der katholische Pfarrer kam, um ihm die Krankensalbung zu erteilen. Dieses Leuchten in den Augen, solange der Pfarrer mit ihm betete und sang – unvergesslich! Bei meinem letzten Besuch verabschiedete ich mich mit den Worten, dass ich jetzt zwei Tage nicht komme. Er erwiderte: Alles Gute.

  • Während einer meiner Besuche fand ein Abendmahlsgottesdienst im Gerokstift statt. Ich fragte die Betreute, ob ich die Pfarrerin zu einem Besuch bitten darf. Sie reagierte erst nicht, widersprach aber auch nicht. Nach dem Besuch der Pfarrerin nahm sie meinen Arm und streichelte ihn ganz lange.

Mechthild Winkler / Christoph Knecht

Kostenlose Einsätze unter
Tel. 0 15 90 - 403 16 10

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