2018 war unser Jubiläumsjahr: Am 21. Juli 1998 unterzeichneten Pfarrer Robert Högerle, Dekan Hartmut Leins und der Vorsitzende des Krankenpflegevereins Albert Knoll eine entsprechende Vereinbarung zur Gründung der Hospizgruppe. Damals wurde sie noch „Sitzwachengruppe“ genannt. Die ersten ehrenamtlichen Hospizbegleiter und -begleiterinnen wurden am 21. November eingesetzt und die Arbeit konnte beginnen.
Seit April 2012 kooperieren wir mit der Sachsenheimer Hospizgruppe und nennen uns seitdem „Hospizgruppe Vaihingen an der Enz“.
Das 20jährige Jubiläum haben wir 2018 und jetzt im Februar mit verschiedenen Veranstaltungen gewürdigt und gefeiert. Ein ganz besonderer Abend war unser Jubiläumsabend am 6. Oktober 2018 in der Vaihinger Peterskirche unter der Mitwirkung des Vaihinger Kammerorchesters und des Liederkranzes Enzweihingen.
Ein Filmabend mit Bernd Umbreit mit dem Film „Dorf der Stille“ folgte, sowie zwei Vorträge zu den Themen „Besser sterben oder anders leben“ und „Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr am Lebensende“.
Zum Welthospiztag am 13.10.2018 präsentierten wir uns mit einem Infostand auf dem Vaihinger Marktplatz und in der Stadtkirche gestalteten wir einen Gottesdienst mit.
Am 9. Februar spielte „Das kleine Ensemble“ das Stück „Heute oder Morgen – Wenn der Tod eine Frage der Entscheidung wird“ in der Peterskirche. Das war unsere letzte sehr bewegende Jubiläumsveranstaltung.
Momentan sind wir 16 Mitarbeiterinnen und 1 Mitarbeiter. Eine Ehrenamtliche pausiert gerade.
Das hört sich vielleicht viel an, aber da die Einsätze oft sehr spontan und dringlich kommen, wird es dennoch öfter eng. So ist es gut, dass seit dem 8. Februar 2019 ein Ausbildungskurs in Vaihingen stattfindet. Es nehmen 9 Frauen und 2 Männer teil, alle sind sehr motiviert. Am 21. Juli werden sie beauftragt. Wer von den Teilnehmern in unserer Gruppe mitarbeiten wird, entscheidet sich erst am Ende des Kurses.
Wir haben im Jahr 2018 33 Personen begleitet, 7 Männer und 26 Frauen, die Mehrzahl davon in den drei Heimen (im Karl-Gerok-Stift 19, im Kursana 9, im Haus im Schlösslesgarten 2 und ambulant nur 3). Zwei Damen vom letzten Jahr begleiten wir noch, meist 1x wöchentlich. 2019 hatten wir bisher 9 neue Einsätze.
An 3 – 4 Supervisionsabenden pro Jahr bearbeiten wir „Unverdautes“ und offene Fragen. Auch die jährlichen Fortbildungen in Pforzheim-Hohenwart begleitet unsere Supervisorin Gudrun Augenstein, in diesem Jahr am 13./14. März zu den Themen: „Sterben, Tod und Trauer im Familienkreis / Konfliktbewältigung, Verletzungen“.
Im April letzten Jahres beteiligten wir uns mit einem Infostand beim Neubürgerempfang in der
Die Einsatzleitung von Sachsenheim, Bettina Mayer und Gudrun Schlessmann gestalteten im Juni einen Gruppenabend für uns zu dem Thema “Wohlfühlen und Kraftquellen“. Im Juli luden sie uns zu einem gemeinsamen letzten Gruppenabend vor den Sommerferien mit der Sachsenheimer Gruppe nach Sachsenheim ein. Frau Dr. Goschnik (Schmerztherapeutin im SAPV Team) sprach zum Thema SAPV (Spezielle ambulante Palliativ Versorgung).
So wie es auch viel zu tun gibt, es oft anstrengend ist, bekommen wir auch viel zurück.
Hier zwei kurze Berichte:
Eine Ehrenamtliche schreibt:
„Als ich in Rente ging, suchte ich mir eine ehrenamtliche Tätigkeit, mit der ich für andere Menschen etwas tun konnte, da unsere Kinder und Enkel weit weg sind. Schon während des Vorbereitungskurses stellte ich fest, dass dieser in erster Linie mir gut tat, denn im Kurs dachten wir u.a. auch sehr viel über unser eigenes Leben nach und die Quellen, aus denen wir Kraft schöpfen.
Nach den meisten Begleitungen ging ich mit tiefem Frieden im Herzen nach Hause. Demjenigen, der begleitet wurde, durfte ich oft ein Segen sein, manchmal auch dessen Angehörigen.
Eine andere Erfahrung war ein sterbender Mann, der ins Krankenhaus musste. Ich sollte nur so lange bei ihm bleiben, bis seine Frau alles hergerichtet hatte. Die Frau erklärte mir, das ihr Mann Atheist sei und Frauen, außer seiner eigenen, mit bösen Worten beschimpfen würde. Genau so kam es. Ich saß ganz ruhig an seinem Bett. Er litt unter starken Schmerzen und verlangte von mir zu helfen. Da er bereits die höchste Dosis Morphin erhalten hatte, war das nicht möglich. Ich sagte ihm, dass wir auf Arzt und Krankenwagen warten müssten, die würden ihm in dieser Hinsicht helfen. – Nach einer Pause fügte ich hinzu, dass ich nur für ihn beten könne. Es gab wieder eine kleine Pause, dann schrie er plötzlich: „Dann tu´s doch endlich!“ Als ich ihm sagte, dass ich das schon tat, seit ich an seinem Bett saß, suchte er meine Hand und hielt sie fest, bis der Krankenwagen kam. Es kam kein einziges böses Wort mehr über seine Lippen. Für seine Frau grenzte das an ein Wunder.
Ich möchte diese und viele andere Erlebnisse nicht missen und bin dankbar für diese Arbeit, die ich 10 Jahre lang tun durfte.“
Zeilen einer Angehörigen:
„Auf diesem Wege möchte ich Ihnen nochmals sehr, sehr herzlich für Ihre große Hilfe und mitmenschliche Zuwendung danken, die Sie und Ihre Hospiz‑Damen von Vaihingen uns haben zukommen lassen, als unsere Mutter im Sterben lag. Als es fast über unsere Kräfte ging, haben Sie alle uns geholfen. Vielen, vielen Dank!“
Mechthild Winkler, 05.04.2019